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Waffenformen des Wing Tsun

Luk Dim Boon Kwan -

Die 6 1/2-Punkt Langstock-Technik

Waffen bei Wing Tsun

Der Ursprung der Langstocktechniken im Wing Tsun Kung Fu ist wohl in den uralten Stockformen der Shaolin-Mönche zu suchen. So werden anders als im rein waffenlosen Wing Tsun Kung Fu beim Langstock-Training auch die klassischen und besonders tiefen Beinstände (Sei Ping Ma) trainiert.

Bedingt durch die Länge des Stocks (2,85 m) wird im Gegensatz zu vielen anderen Kampfstilen der Langstock nicht mit beiden Händen in der Stockmitte, sondern am Ende des Stocks gehalten. Identisch wie bei der Ausführung der waffenlosen Techniken, wird die Kraft vom hinteren Ende des Stocks (Ellenbogen) zur Stockspitze (Hand) geleitet, wo sie sich sehr präzise und kraftvoll entfalten kann.

 

Früher, zu Kriegszeiten, wurden lange Waffen wie Speere oder Lanzen benutzt, um den Gegner beispielsweise vom Pferd zu stoßen oder auf Distanz zu halten und über die Jahrhunderte effizient eingesetzt. Man könnte nun einwerfen, das Üben mit solch einer unzeitgemässen Waffe wäre Zeitverschwendung. Das Gegenteil ist der Fall! Das Erlernen der Wing Tsun-spezifischen 6 1/2-Punkt Langstock-Technik stellt eine nicht zu unterschätzende Bereicherung des Gesamtkonzepts des Wing Tsun Kung Fu-Systems dar.
Durch das Langstock-Training wird vor allen Dingen, die sowohl bei der Methode der Umsetzung der Stocktechniken, als auch bei der Methode der Umsetzung der waffenlosen Techniken identisch angewandte Geometrie deutlich. Der Praktikant wird somit noch einmal ein besseres Verständnis für die Funktionalität aller Techniken erhalten.
Langstock - eine Waffe des Wing Tsun

Wie auch bei den waffenlosen Formen, konzentriert sich die Wing Tsun-Langstockform auf wesentliche technische Zusammenhänge, die einer späteren sinnvollen und praktischen Anwendbarkeit dienen. Hierbei wird auch wieder die entsprechende Methode, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte System zieht, vor Augen geführt. Nämlich das Konzept des bestmöglichen Schutz des Körpers (bei Angriff und Abwehr, mit oder ohne Waffen) durch Anwendung geometrischer Verhältnisse und unter Berücksichtigung des zur Verfügung stehenden Raums.

In der AIWTKF besteht die Möglichkeit die Vorübungen für die 6 ½ Punkt-Langstockform bereits ab dem 9. Schülergrad zu erlernen. Hierzu finden mehrmals im Jahr spezielle Seminare unter der persönlichen Leitung von Sifu Klaus Flickinger statt.


Baat Cham Dao -

Die acht spaltenden Messer

Doppelmesser gegen Langstock

Die letzte und höchste Form im Wing Tsun Kung Fu-System, ist die Technik der sogenannten „8 spaltenden Messer“ (Doppelmesser) oder Baat Cham Dao.

Die Doppelmesser im Wing Tsun Kung Fu sind in ihrer Form am ehesten mit kurzen Breitschwertern zu vergleichen. Sie eignen sich sowohl zum Schneiden/Hacken (Spalten) als auch zum Stechen. Aufgrund ihrer relativ kurzen Länge sind sie schnell und wirkungsvoll im Nahkampf gegen alle Arten von Hieb- und Stichwaffen einsetzbar. Die Baat Cham Dao-Form besteht, wie ihr Name schon andeutet, aus acht verschiedenen Technikfolgen-Sätzen verschiedener Angriffs-Kombinationen.

 

Alle acht Technik-Sätze bestehen aus festgelegten Technik-Kombinationen, die für den Gebrauch in unterschiedliche Angriffs-Richtungen, -Winkel und -Distanzen trainiert werden.
Da bei Waffen mit scharfer Klinge der erste Treffer schon die Entscheidung bzw. die Kampfunfähigkeit oder den Tod des Gegners herbeiführen kann, ist klar, dass die Waffentechniken im Ernstfall mit höchster Geschwindigkeit und Präzision ausgeführt werden müssen. Wie bereits erwähnt, ist es im Wing Tsun Kung Fu-System das Ziel, Angriffe (insbesondere mit Waffen) nicht abzuwehren, sondern immer direkt mit einem Gegenangriff zu kontern. Dies geschieht selbstverständlich unter Zuhilfenahme einer dem Angriff angepassten Schutztechnik.

Anwendung der Doppelmesser in der kurzen Distanz

Es setzt voraus, dass der Anwender der Doppelmesser ein ausgeprägtes Distanzgefühl, eine besonders ausgeprägte optische Reaktionsfähigkeit und ein gutes Vermögen der Antizipation besitzt.

 

Da in einem reellen Kampf kein Angriff und keine Angriffskombination identisch bzw. vorherzusehen ist, muss der Anwender der Baat Cham Dao-Technik weiterhin dazu in der Lage sein, die vorgegebenen und eintrainierten Techniken der einzelnen Sätze willkürlich miteinander zu „vermischen“. Nur so kann es ihm gelingen, blitzschnell alle Angriffe parieren zu können.

Auch die Techniken der Wing Tsun-spezifischen Doppelmesser werden innerhalb der AIWTKF in mehreren Schritten unterrichtet. Nach der Graduierung zum 1. Technikergrad besteht die Möglichkeit die Doppelmesser-Grundtechniken zu trainieren. Ab dem 2. Technikergrad kann die komplette Form sowie die Anwendungen der Doppelmesser-Techniken erlernt werden.